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Abschlusskonferenz: Ergebnisse aus vier Jahren nachhaltiger Stadtentwicklung

Abschlusskonferenz: Ergebnisse aus vier Jahren nachhaltiger Stadtentwicklung

Die Abschlusskonferenz der Morgenstadt Global Smart Cities Initiative am 9. Mai bot allen Expert*innen, lokalen Partner*innen und Teammitgliedern die Gelegenheit, im Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) in Stuttgart (Deutschland) zusammenzukommen und auf die mehr als vierjährige Reise zurückzublicken, die in den MGI-Pilotstädten in Mexiko, Peru und Indien einen tiefgreifenden Wandel und Klimamaßnahmen vorangebracht hat.

Die Konferenz war für die Mitglieder der City Labs aus den einzelnen Städten nicht nur eine Möglichkeit, ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus ihren Pilotprojekten auszutauschen. Die Beiträge der Expert*innen und lokalen Partner*innen machten deutlich: das größte Potenzial der Städte, um die Folgen der Klimakrise zu bewältigen besteht darin, in interdisziplinären Innovationslabors vor Ort mit lokalen Akteur*innen, Expert*innen und Institutionen zusammenzuarbeiten. So werden effektive und lokal zugeschnittene Lösungen für Klimarisiken und -Herausforderungen mit langfristiger Wirkung in der Stadt entwickelt.

Die Beiträge der Konferenz finden Sie in unserer Bibliothek:

Städte im Zentrum der Klimakrise

Judith Commenges von der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI), dem Träger von MGI, war in ihrem Eröffnungsstatement der Konferenz sehr deutlich: „Der Klimawandel ist eines der drängendsten Themen unserer Zeit” und die Städte spielten eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung des Pariser Abkommens.

Die IKI ist Teil des internationalen Klimafinanzierungsengagements der Bundesregierung, umgesetzt durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Sie finanziert Projekte, die Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und zum Klimaschutz, zur Emissionsminderung und zum Erhalt der biologischen Vielfalt in „Entwicklungs-, Schwellen- und Transformationsländern” umsetzen.

Frau Commenges lobte in Ihrer Ansprache zudem, dass die MGI-Pilotprojekte so konzipiert seien, dass sie in anderen Teilen der Pilotstädte repliziert werden könnten. Auch betonte sie positiv, dass lokale politische Institutionen in den Projekten engagiert seien und diese proaktiv unterstützen, beispielsweise die Bürgermeister in Kochi und Piura. Ihrer Meinung nach habe MGI als Projekt mit seinem ganzheitlichen Ansatz zur Schaffung gerechterer und nachhaltigerer Städte gezeigt, wie eine Stadtentwicklung mit integrierten Lösungen aussehen sollte.

Petr Suska vom Fraunhofer IAO stellt das Morgenstadt Framework vor. | Bild: MGI

Die Morgenstadt-Methodik, die in europäischen Pilotstädten durch das Morgenstadt-Netzwerk der Fraunhofer-Gesellschaft entwickelt wurde, ist die Basis für die Analyse des Innovations- und Nachhaltigkeitspotenzials der MGI-Pilotstädte.

Wie Petr Suska, Teamleiter der Abteilung “Urban Economy Engineering” am Fraunhofer IAO, erläuterte, verfolgt das Morgenstadt Framework einen systemischen Ansatz für die Analyse und Entwicklung städtischen Raums. Dabei werden lokale Interessengruppen einbezogen und auf Synergien zwischen verschiedenen Partnern aufgebaut. Die City Labs sind ein Instrument, um zu bewerten, inwieweit eine Stadt bereit für smarte und nachhaltige Stadtelemente ist, und was getan werden muss, um die Stadt auf solche Elemente vorzubereiten.

Ein globaler Ansatz für lokale Lösungen - Das Potenzial von MGI

Für jede MGI-Pilotstadt führte ein interdisziplinäres City-Lab-Team die Analyse der Klimarisiken und -herausforderungen in den Städten durch und folgte dabei der Morgenstadt-Methodik. Laut Catalina Díaz, Projektkoordinatorin der Initiative, bestand die größte Herausforderung darin, diesen Ansatz für Partnerstädte außerhalb des europäischen Kontexts abzuändern und den Aspekt der Anpassung an den Klimawandel bzw. der Abschwächung dessen Folgen zu integrieren. – All dies unter den unerwarteten Bedingungen der COVID-19-Pandemie.

Catalina Díaz, MGI-Projektkoordinatorin, betont die Wichtigkeit auf lokaler Ebene zu handeln, um Städte an den Klimawandel anzupassen. | Bild: MGI.

Das MGI-Projekt hat gezeigt, dass ein globaler Ansatz wie die Morgenstadt-Methode nicht nur hilfreich ist, eine Stadt systemisch zu verstehen, sondern auch das Potenzial hat, Lösungen für die Klimakrise auf der lokalen Ebene der Städte zu entwickeln.
Wie Frau Díaz erklärte, sei die Fähigkeit der Städte, auf lokaler Ebene zu handeln, im Hinblick auf die Anpassung an den Klimawandel „wichtiger denn je”.

In diesem Sinne sind die MGI-Pilotprojekte in KochiPiura und Saltillo Leuchtturmprojekte für die Städte, um verschiedene Maßnahmen zu testen und zu demonstrieren, wie Maßnahmen gegen den Klimawandel erfolgreich umgesetzt werden können. Die Morgenstadt-Methodik ist dabei ein globaler Ansatz, der es erlaubt, an den jeweiligen städtischen Kontext angepasste Lösungen für die individuellen und unterschiedlichen klimatischen Herausforderungen jeder Pilotstadt zu entwickeln.

In diesem Zusammenhang kommentierte Marius Mohr vom Fraunhofer IGB und Leiter des City Labs in Kochi die Nützlichkeit der Cross-Impact-Faktorenanalyse, basierend Stakeholder-Interviews, die „uns ein gutes Bild von der Situation der Stadt vermittelt hat”.

Im Fall von Piura stelle die Leiterin des City Labs, Trinidad Fernández, fest: „Die Aktionsfeldanalyse hat uns geholfen zu sehen, wo die Stadt sich verbessern könnte, und wir haben die Gelegenheit genutzt, der Stadt zu zeigen, was dafür getan werden muss.”

Wege zur nachhaltigen urbanen Transformation eröffnen

Auf der Grundlage der Analyse des städtischen Systems jeder Pilotstadt entwarfen die City Labs eine Roadmap mit möglichen Lösungen für die ermittelten Risiken und Herausforderungen. Das Ergebnis der Anwendung der Morgenstadt-Methodik sind urbane Strategien zur Anpassung an den Klimawandel und zur nachhaltigen Entwicklung, die in anderen Teilen der Städte replizierbar sind. In diesem Zusammenhang hob Frau Díaz die wichtige Rolle der lokalen Akteure und Partner hervor, die „eine Schlüsselrolle bei der Priorisierung der Projektideen und ihrer Verankerung in der Stadt spielen”.

Die gemeinsam erarbeiteten Lösungen aus den City Labs fanden auch ihren Weg in die lokalen politischen Institutionen: Sie wurden als kommunaler Klimaaktionsplan in Saltillo verabschiedet, in die offizielle Stadtplanungsstrategie in Piura integriert und vom Bürgermeister der Stadt Kochi direkt persönlich unterstützt.
Damit beschränkt sich die Wirkung der Morgenstadt Global Smart Cities Initiative nicht nur auf die Umsetzung des Pilotprojekts. Vielmehr hat die Initiative in den Pilotstädten neue Wege für eine nachhaltige urbane Transformation auf lange Sicht aufgezeigt.

Die Nutzenden des städtischen Raums sind der Schlüssel zum langfristigen Wandel

Neben der Synergie mit verschiedenen Sektoren und politischen Institutionen einer Stadt ist die Akzeptanz der Stadtbewohner*innen entscheidend für die langfristige Wirksamkeit von Maßnahmen zur nachhaltigen Entwicklung. In jeder Pilotstadt wurden die Anwohner*innen der Pilotstandorte als wichtige Interessenvertreter einbezogen, vom Planungsprozess bis zur Umsetzung der Projekte.

Dr. Debjani Gosh von NIUA in Indien erinnerte daran, wie wichtig es für den zukünftigen Fortbestand des Pilotprojekts in einer Sekundarschule in Kochi ist, den Schüler*innen ein Gefühl der Eigenverantwortung für die gebauten Pilotelemente auf dem Schulhof zu vermitteln. Stella Schroeder von der Universität Piura im Fall des Pilotprojekts in Piura kam zum selben Schluss: „Die Idee ist, die Menschen in alle Schritte des Gestaltungsprozesses einzubeziehen, sodass es ihr Ort wird und nicht unserer.”

Tomas Vacha, Gastredner und Stadtplanungsexperte der Stadt Prag, griff dieses Thema in seinem Beitrag auf. Laut Herrn Vacha sind gemeinsame transformative Erfahrungen notwendig, damit die Menschen Veränderungen im lokalen Ökosystem ihrer Stadt akzeptieren und in ihr eigenes Verhalten einbeziehen, wodurch die Veränderungen letztendlich wirksamer und dauerhafter werden.
„Wenn Menschen lernen, geht es nicht nur um Wissen. Sie lernen durch Erfahrungen, Beobachtung und Austausch. Das gilt auch für Städte. Daher ist es wichtig, Menschen in städtische Projekte einzubeziehen, und ebenso sollte ein lernorientiert Ansatz in städtische Transformationsprojekte integriert werden.”

Lokales Wissen für eine wirksame Reaktion auf Klimarisiken

Die Bürgerinnen und Bürger sind nicht nur für die Langlebigkeit der städtischen Transformationsmaßnahmen wichtig, sondern auch für die Bewältigung von Klimarisiken und -herausforderungen. Sophie Mok vom Fraunhofer IAO, die für die Veröffentlichung des Global Climate Risk and Challenges Report verantwortlich ist, kam zu dem Schluss, dass die Bürgerinnen und Bürger im Vergleich zu Wirtschaft, Umwelt und Infrastruktur am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Daher müssen Stadtplaner*innen und Wissenschaftler*innen dafür sorgen, die lokal betroffenen Gemeinschaften in Transformationsprojekte und Klimaanpassungsprozesse einzubeziehen.
„Eine Erkenntnis aus allen Pilotstädten ist, dass wir herausfinden müssen, wie wir benachteiligte und betroffene Gruppen erreichen und integrieren können, und dass wir lokales Wissen nutzen müssen, das bereits vor Ort vorhanden ist, und nicht nur wissenschaftliches Fachwissen aus dem Ausland”, erklärte Frau Mok. „Das Wichtigste ist, das gewonnene Wissen in die Praxis umzusetzen und diese lokal zugeschnittenen Lösungen für die kommenden globalen Herausforderungen zu implementieren.”

Finanzierung der Anpassung an den Klimawandel in Städten

Wenn es um städtische Transformationsprojekte geht, darf die Frage der Durchführbarkeit und Finanzierung nicht außer Acht gelassen werden. Eine Bedingung für die in der MGI-Roadmap vorgeschlagenen Maßnahmen war, dass sie von den Pilotstädten nach der Finanzierung durch MGI selbst umgesetzt, vergrößert und in Stand gehalten werden können.

Finanzexpertin María Baez stellt Finanzierungsmechanismen für nachhaltige städtische Transformationsprojekte vor. | Bild: MGI

Wie die MGI-Expertin für Nachhaltigkeitsfinanzierung, María Baez von der Frankfurt School of Finance, erläuterte, müssen die richtige Finanzierungsquelle und die richtigen Instrumente von Fall zu Fall für jedes Projekt ausgewählt werden. Welcher Mechanismus angemessen ist, hängt von der Größe und dem Lebenszyklus der geplanten Maßnahmen ab.
Im Falle von Projekten wie MGI seien „internationale Finanzinstitutionen und -quellen eine sehr geeignete Finanzierungsoption“ da private Investoren einen Beweis dafür brauchten, dass Maßnahmen funktionieren, und mit eine langjährigen Erfolgsbilanz werde das Interesse privater Investoren an der Finanzierung solcher Projekte vergrößert, so Frau Baez abschließend.

MGI auf dem Weg zum erfolgreichen Abschluss

Die MGI-Abschlusskonferenz war ein wichtiger Meilenstein im Projektverlauf. Bis zum offiziellen Ende der Initiative im Juni dieses Jahres schließen die Partner*innen in den Pilotstädten den Bau und die Einweihung der Pilotstandorte ab und bereiten Pläne vor, wie sie diese in anderen Stadtteilen ausbauen oder replizieren können.

Die bisherigen Erfahrungen aus der Morgenstadt Global Smart Cities haben gezeigt, wie die klimatischen Herausforderungen der Städte in Zukunft angegangen werden können: Durch die Synergie des Wissens lokaler Akteur*innene und Expert*innenen mit einer globalen Perspektive auf Städte als Zentrum von Innovation und Potenzialen.

Die MGI-Abschlusskonferenz fand in Person am Fraunhofer IAO in Stuttgart statt. | Bild: MGI

Wir danken unseren lokalen Partner*innen aus den Pilotstädten, den Expert*innen der City Labs sowie unseren Gastredner*innenn Judith Commenges, Steffen Braun, Petr Suska und Tomas Vacha für ihre aufschlussreichen Beiträge und dafür, dass sie sich die Zeit genommen haben, persönlich an der MGI-Abschlusskonferenz in Stuttgart teilzunehmen.

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