Finanzerung Nachhaltiger Städte
Für die Umsetzung nachhaltiger Entwicklung in Städten ist die Finanzierung meist eines der größten Hindernisse. Deshalb fand am 14. Oktober das MGI-Webinar Smart City Financing and Procurement statt. Fünf internationale Referent:innen teilten ihr Fachwissen darüber wie nachhaltige Stadtentwicklung finanziert werden kann.
Ziel der MGI-Webinarreihe ist es, allen, die im bereich nachhaltiger Stadtentwicklung arbeiten, Fachwissen auf dem Gebiet des Klimaschutzes und der Anpassung an den Klimawandel zu vermitteln. Das Webinar war das sechste und letzte in dieser Reihe und wurde von der Finanzexpertin Maria Jesus Baez von der Frankfurt School of Finance & Management moderiert.
Unternehmen für Klimaschutz und nachhaltige Stadtentwicklung gewinnen
Mathilde Bossut vom Frankfurt School Unit Center hielt einen Vortrag über die verflochtene Beziehung zwischen Wirtschaft, Städten und Klimawandel. Sie betonte, dass Städte und Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit Hand in Hand gingen. Von entscheidender Bedeutung sei, dass Städte und Unternehmen in der Anpassung an den Klimawandel und dessen Abschwächung zusammenarbeiteten. Dazu gehöre beispielsweise die Ermittlung von Risiken und die Entwicklung einer Nachhaltigkeits- bzw. Resilienzstrategie zusammen mit lokalen Unternehmen. Raum für Dialog und Wissensaustausch sei hier besonders wichtig.
Sie wies auch darauf hin, dass Städte die Möglichkeit haben, Finanzmittel aus dem Sektor der grünen Wirtschaft zu erhalten, indem sie Investitionen in Projekte zur Eindämmung bzw. Anpassung an den Klimawandel für diese Unternehmen attraktiv machten. Mathilde schloss mit dem Verweis auf weiteres Material über die Förderung der Zusammenarbeit zwischen Städten und Unternehmen.
Überwindung von Finanzierungshindernissen
Die Nachhaltigkeitsberaterin Gabrielle Carbonell und Yamini Jain vom Frankfurt School Unit Center erläuterten am Beispiel der MGI-Pilotstädte Saltillo, Piura und Kochi, wie Finanzierungshindernisse in verschiedenen Bereichen der nachhaltigen Stadtentwicklung überwunden werden können. Solche Hindernisse seien beispielsweise kapitalintensive Projekte und fehlende öffentlichen Mitteln zu deren Finanzierung.
Generell könnten Finanzierungsinstrumente im staatlichen sowie nicht-staatlichen Sektor und durch andere Quellen wie nichtmonetäre Unterstützung oder Partnerschaften zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor gefunden werden. Letztere sind vor allem dann relevant, wenn hohe Investitionen erforderlich sind. Yamini wies darauf hin, dass insbesondere die Kohlenstoff- und Klimafinanzierung angesichts der Dringlichkeit der Anpassung an den Klimawandel immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Auch internationale Instanzen können Finanzierungsquelle bieten. Gabrielle hob hervor, dass diese Institutionen ein breites Angebot an Finanzierungsmechanismen haben, das von Krediten bis hin zu technischer Hilfe und Beratung auf kommunaler, nationaler und privater Ebene reicht.
Außerdem stellten die Expertinnen öffentliche Fonds und mögliche Finanzierungsinstrumente nach Sektoren speziell für Projekte in Mexiko, Peru und Kochi vor. Sie schlossen mit einem Schema für die Auswahl des richtigen Finanzierungsmechanismus für jedes Projekt.
Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels
Rene Castro Salazar von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen eröffnete seinen Beitrag mit dem Hinweis auf die Dringlichkeit der weltweiten Klimasituation und die Notwendigkeit, als internationale Gemeinschaft sofort zu handeln um die Kohlenstoffemissionen zu reduzieren.
Best-Practice-Beispiele und Maßnahmen
Auf der Ebene der landwirtschaftlichen Betriebe stellte Rene als Best-Practice-Beispiele eine Initiative für kohlenstoffarmen Kaffee in Costa Rica und eine Viehzucht in Brasilien vor, die durch Änderungen ihrer Produktionsmethoden CO2-neutral wurden. Für den Städtischen Kontext nannte er eine Studie über Grünflächen in städtischen Gebieten als Maßnahme zur Reduzierung von Hitze und CO2 und den Erhalt von Artenvielfalt. Rene betonte, dass die Mehrheit der Befragten die Maßnahme und ihre Auswirkungen als positiv bewertet hatte.
Zudem zeigte er auf, dass eine drastische Verringerung der Methanemissionen kurzfristig eine unmittelbare Auswirkung auf die Eindämmung des globalen Temperaturanstiegs hätte und finanzielle Vorteile besonders für ländliche Gebiete mit sich bringen würde. Auch der CO2-Handel sei eine wichtige kurzfristige Maßnahme. Abschließend wies Rene auf die katastrophalen Folgen hin sollte der Klimawandel nicht gestoppt werden, nämlich Naturkatastrophen und Migrationskrisen.
Grüne und soziale Darlehen als Finanzierungoption
Julián Constabile von SMS Sustainability wie in seinem Beitrag auf das Potenzial grüner und sozialer Darlehen (green and social bonds) zur Finanzierung von Projekten zur nachhaltigen Stadtentwicklung. Julián zufolge seien solche Darlehen in Lateinamerika ein schnell wachsendes Finanzinstrument, in das immer mehr Regierungen und Unternehmen investierten.
Städte tätigten häufig Investitionen, die als grüne oder soziale Investitionen eingestuft werden können. In Lateinamerika würden diese Darlehen jedoch noch nicht in großem Umfang zur Finanzierung grüner Investitionsprojekte in Städten eingesetzt. Daher seien grüne und soziale Anleihen eine wachsende Finanzierungsquelle und eine große Chance für Städte, diese Investitionen besser zu finanzieren.
Zum Abschluss seines Vortrags betonte Julián, dass für den Antrag auf solche Darlehen klare Key Performance Indicators (KPIs) für die Umsetzungsmaßnahmen entwickelt werden müssten. Zusammengefasst seien grüne und soziale Darlehen ein wichtiges Instrument zur Finanzierung von Projekten zur Eindämmung und Anpassung an den Klimawandels in Bereichen wie Abfallwirtschaft, Wasserwirtschaft, Verkehr und Energieeffizienz.
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