Interview mit der Stadtplanungs-Expertin im City Lab Piura
Trinidad Fernandez, stellvertretende Projektkoordinatorin, City Lab Leiterin Piura und Expertin im Sektor Stadtplanng Piura, Fraunhofer IAO
F.: Welche Methode wurde für die Identifizierung des Sektors Stadtplanung genutzt und was sind die Gründe für die Auswahl des Sektors in Piura?
A.: Bei der Auftaktveranstaltung der Stadt 2019 besuchte das Team verschiedene Orte, die repräsentativ und entscheidend für die einzigartigen Faktoren von Piura sind. Es wurde ein Kick-Off-Workshop mit der Teilnahme von lokalen Stakeholdern organisiert. In dieser Veranstaltung wurden die Herausforderungen in Piura in verschiedenen Sektoren diskutiert und erste Argumente für die Berücksichtigung dieses Sektors wurden deutlich. Aufbauend auf den Diskussionen erstellte das Team aus Piura gemeinsam mit der Stadtverwaltung eine SWOT-Analyse, in der die Stadtplanung als einer der Fokussektoren festgelegt wurde. Die städtebaulichen Herausforderungen haben sich in den letzten Jahren darin gezeigt, wie verwundbar die Stadt und ihre Bewohner durch das El-Niño-Phänomen sind. Darüber hinaus hat sich Piura in den letzten Jahren zu einer der am schnellsten wachsenden Städte Perus entwickelt, sodass die Stadtplanung eine wesentliche Priorität für diese Stadt darstellt.
F.: Welches sind die wichtigsten Faktoren bei der Stadtplanung in Piura? Welche spezifischen Herausforderungen und Möglichkeiten gibt es in der Stadt beim Thema Stadtplanung?
A.: Das schnelle Wachstum, zusammen mit anderen Trends im Zusammenhang mit der Planung einer Satellitenstadt in der Nähe von Piura, hat zu neuen Herausforderungen in verschiedenen Bereichen geführt. Da die Stadt jedoch eine der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Städte ist, hat sie die politische Unterstützung verschiedener Akteure auf nationaler und internationaler Ebene für eine nachhaltigen Stadtentwicklung. Stadtplanung sollte als integraler Bestandteil bei der Bewältigung dieser Herausforderungen gesehen werden und muss mit einer Stadtentwicklung einhergehen, die grundlegende Dienstleistungen für ihre Bürger bietet (Wasser, Abwasser, Energie, Abfallentsorgung, usw.). Stadtplanung sollte nicht nur als Instrument zur Formalisierung von Landbesitz oder zum Schutz von Risikobereichen für Naturkatastrophen gesehen werden, sondern auch als Strategie, um ein besseres Leben für alle zu ermöglichen, insbesondere für die am meisten gefährdeten und einkommensschwachen Familien.
F.: Welche Strategien und Werkzeuge werden genutzt, um innovative Lösungen im Bereich Stadtplanung für die Verbesserung des Nachhaltigkeitsprofils sowie der Resilienz der Stadt gegenüber Klimarisiken zu finden?
A.: Im MGI-Projekt haben wir den umfassenden Ansatz und die Methodik von Morgenstadt für die drei Städte verwendet, um die städtischen Herausforderungen zu verstehen, sie zu reflektieren und gemeinsam intelligente, integrierte und nachhaltige langfristige Strategien und Projekte zu entwickeln, um sie anzugehen. Im Fall des Bereichs Stadtplanung haben wir ein Projekt erarbeitet und Karten mit vielen Informationsebenen erstellt. Diese Dokumente helfen nicht nur dabei, die Herausforderungen zu verstehen, sondern auch, mögliche Aktionscluster oder Fokusbereiche für die Projektideen zu identifizieren.
F.: Gibt es schon konkrete Beispiele für Lösungen oder Projekte im Sektor Stadtplanung?
A.: Krisen wie die durch das El-Niño-Phänomen verursachten Überschwemmungen und die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, verdeutlichen die Notwendigkeit einer besseren Stadtplanung und damit den politischen Willen, an diesem Thema zu arbeiten. Einige Projektideen werden auf kommunaler Ebene diskutiert und sind von verschiedenen lokalen Akteuren initiiert worden. Außerdem findet eine Umstrukturierung des Stadtentwicklungsplans von Piura statt, und unser City Lab hatte die Möglichkeit, mit einigen Beobachtungen zur Stadtdiagnose beizutragen. Im Dezember 2020 starteten wir eine virtuelle Vor-Ort-Analyse, einschließlich Interviews mit relevanten Akteuren, um die Herausforderungen von Piura zu diskutieren und Stadtentwicklungsprojekte und -strategien mitzugestalten. Zeuge zu sein und zu sehen, wie die ersten Projektideen zum Leben erweckt werden, ist sehr spannend. Es wird erwartet, dass sich das Pilotprojekt auf die Gemeinde und die wichtigsten produktiven Sektoren der Stadt konzentrieren wird, aber viel mehr kann man zu diesem Zeitpunkt nicht vorhersagen. Wir sind begeistert zu wissen, dass eine Projektidee als Pilot umgesetzt werden wird.
F.: Wie hat sich deine Arbeit in den City Labs auf deine Perspektive der Stadtplanungsforschung ausgewirkt?
A.: Als Architektin und Stadtplanerin bin ich davon überzeugt, dass Stadtplanung ein wesentlicher Schlüssel ist, um die Ziele und Vorgaben des Pariser Abkommens zum Klimawandel zu erreichen. Diese Erfahrung mit MGI hat mich darin bestärkt, wie wichtig Stadtplanung ist, um die urbane Transformation in großem Maßstab voranzutreiben. Anstatt sich nur auf die Erstellung eines Stadtgrundrisses und -plans zu konzentrieren, geht es darum, mehrere urbane Systeme zu integrieren, niemanden zurückzulassen und Projekte in einer breiteren Vision zu verankern.