Stella Schroeder, Dozentin für Stadtplanung an der Universität Piura, MGI Koordinatorin und Doktorandin
Obwohl sich der “Gender Gap” in der Wissenschaft, vor allem bei jungen Forschern, in den letzten Jahren verringert hat, sind Männer in der internationalen Forschung immer noch stärker vertreten. Bei MGI sind wir stolz darauf, mit vielen weiblichen Experten zusammenzuarbeiten. Als globales wissenschaftliches Unternehmen ist die Kombination verschiedener Perspektiven und Erfahrungen für uns von entscheidender Bedeutung. Daher haben wir die im Projekt arbeitenden Frauen gebeten, ihre Gedanken und Erfahrungen zu teilen.
F.: Bitte erzähle uns von deiner Arbeit. Mit welchen Tätigkeiten bist du derzeit beschäftigt?
Ich bin Dozentin für Stadtplanung im Fachbereich Architektur an der Universität Piura in Peru. Gleichzeitig schreibe ich gerade an meiner Doktorarbeit an der Universität Bío-Bío in Concepción in Peru. In meiner Forschung beschäftige ich mich mit informell produzierten öffentlichen Räumen in der Stadt. Mit einem Team aus Chile und Peru haben wir ein Netzwerk gegründet, das sich mit Umwelt und Stadt in der Wüstenregion beider Länder befasst. Im Rahmen dieser Kooperation arbeiten wir an verschiedenen Themen über den öffentlichen Raum, Nutzung und Anpassungsstrategien in urbanen Räumen in verschiedenen Städten und wie verschiedene Migrationsströme unsere Städte verändern.
Außerdem arbeite ich als lokale Koordinatorin des MGI Projektes in Piura und als Koordinatorin des Projektes InnovativeRäume-Region Piura. In beiden Projekten geht es in die zweite Phase und beide haben die Implementierung eines Pilotprojektes in der Stadt Piura zum Ziel.
Darüber hinaus habe ich das Stadtplanungskollektiv FuturoPiura gegründet, eine Art offenes Stadtlabor. Die Idee ist, gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern, Fachleuten und politisch Aktiven an den Zukunftsthemen der Stadt zu arbeiten. Darüber hinaus arbeiten wir mit Tactical Urbanism und Placemaking Strategien.
F.: Was bedeutet es für dich, als Frau in der Wissenschaft zu arbeiten?
Zunächst bedeutet es für mich erstmal nichts anderes als für Männer. Ich beschäftige mich in der Forschung mit Themen die mich interessieren, neue Standpunkte öffnen und mit denen ich mich beruflich und persönlich weiterentwickeln kann. Bezüglich meiner Erfahrungen ist zu erwähnen, dass ich die vergangenen 5 Jahre in Peru gelebt und gearbeitet habe. Peru ist ein Land, das durch Machismo geprägt ist. Dennoch kann ich nicht sagen, dass ich, zumindest im beruflichen Alltag, besonders negative oder positive Erfahrungen gemacht habe, die mit meinem Geschlecht in Verbindung gebracht werden könnten. Es fällt jedoch auf, dass im Austausch mit lokalen Institutionen der Titel, mehr noch als der akademische Grad, eine besondere Rolle spielt. Außerdem sind auffällig mehr Männer in höheren Positionen, und das Schließen von neuen Kontakten unter Männern scheint in diesem Sinne vielleicht einfacher zu sein, da sie schneller ins Gespräch kommen als Frauen und Männer.
In der Universität sehe ich diese Unterschiede jedoch nicht, mehr in den öffentlichen Institutionen oder auch im Kontakt bei der Forschung vor Ort.