Integrierte Planung für resiliente Städte - Werkzeuge und Ansätze
Welche Rolle spielen datengetriebene Ansätze und co-kreative bzw. partizipative Prozesse bei der integrierten Planung für klimaresiliente Städte und wie verhalten sie sich zueinander? Diese Frage stand im Mittelpunkt des MGI-Webinars “Integrated Planning for Resilient Cities – Tools and Approaches” im Rahmen der digitalen Veranstaltungsreihe “Morgenstadt – City of the Future”. Die Grundprämisse aktueller Ansätze der integrierten Planung sieht die Nutzung und Kombination von IKT-Werkzeugen und partizipativen Ansätzen als entscheidend an, um Städte klimaresilient zu machen. Anknüpfend an das letzte MGI-Webinar zum Thema “Smart City Policies” verengt der Begriff der “Smart City” jedoch oft den Fokus auf Werkzeuge und Methoden, die zur Sammlung und Analyse von Daten notwendig sind und muss daher immer mit der Einbeziehung spezifischer lokaler, kultureller und sozialer Faktoren kombiniert werden.
Um dieser Frage nachzugehen und zu diskutieren, präsentierten internationale Experten die Erkenntnisse aus den Erfahrungen ihrer Arbeit. Die Einführung erfolgte durch Dr. Francesca Spagnoli, Leiterin der internationalen Projekte des European Network of Living Labs (ENoLL). Der Living Lab-Ansatz stellt die Bürger in den Mittelpunkt der Innovation und nutzt die Möglichkeiten, die IKT-Konzepte und -Werkzeuge bieten, unter Berücksichtigung des spezifischen lokalen Kontexts, der Kulturen und Potenziale. Sie betonte die Bedeutung der Bausteine der sozialen Innovation, der industriellen Demonstration und der offenen Wissenschaft, die in einem transnationalen wie auch kontinental übergreifenden Kontext über handlungsorientierte Arbeitsgruppen durchgeführt werden.
Wichtig ist, dass IKT-Werkzeuge nicht losgelöst von partizipativen Prozessen zu sehen sind, sondern sich als besonders effektiv bei der Ansprache von Bürgern und Stakeholdern durch Visualisierung abstrakter Sachverhalte erwiesen haben. Dieser Punkt wurde durch eine Live-Demonstration eines Digital Twins von Stuttgart durch Leyla Kern vom High-Performance Computing Center Stuttgart (HLRS) eindrucksvoll veranschaulicht. Der Einsatz von Systemen zur Simulation und Visualisierung bietet die Möglichkeit, Auswertungen und Vorhersagen zu ermöglichen, fördert aber auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Der Aspekt der Zusammenarbeit wurde auch bei der Präsentation des Use Case Jakarta von Dr. Christiane Gebhardt und Dr. Haris Piplas von Drees & Sommer Schweiz aufgegriffen. Am Beispiel der “Smart City 4.0 Ecosystem Platform Jakarta” wurde gezeigt, dass neben dem zentralen Top-Down-Ansatz des Einsatzes von Technologien wie Sensoren, GIS oder digitalen Zwillingen der dezentrale Bottom-Up-Ansatz des Bürgerengagements und die Fokussierung auf das wirtschaftliche Wohlergehen entscheidend ist. Um glückliche Bürger zu haben, muss das lokale, kulturell definierte Konzept von Glück in jeder Stadt erkannt werden.
In ähnlicher Weise wurde dieser Aspekt im Use Case von Mailand angesprochen, der von Ilaria Giuliani, Deputy Chief Resilience Officer des städtischen Resilienz Department in Mailand, vorgestellt wurde. Die Resilienz-Strategie von Mailand basiert auf den drei Säulen effiziente und partizipative Verfahren, lebenswerte, komfortable und anpassungsfähige öffentliche und private Räume sowie inklusive, bewusste und proaktive Gemeinschaften. In Fragerunden und Umfragen zwischen den Präsentationen tauschten die Teilnehmer Ideen und Erfahrungen zu Werkzeugen und Ansätzen aus. Es zeigte sich, dass jede Stadt ihre eigenen, einzigartigen Anforderungen hat und daher integrierte Planung mit einer Offenheit gegenüber Neuem und einer Mentalität des “learning by doing” angegangen werden muss. Das nächste MGI-Webinar ist für Oktober 2021 zum Thema Anpassung an den Klimawandel im urbanen Wassermanagement geplant.